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Kommentar: Prof. Dr.
Kaveh Farrokh antwortet Spiegel
von fartaab
Sehr geehrter Damen
und Herren der Spiegelredaktion, vor kurzem haben einige meiner Kollegen,
sowie einige Studenten mich auf den folgenden Artikel aufmerksam gemacht:
Der falsche Friedensfürst
von: Matthias Schulz
Deutsche Version |
Englische Version
Wenn der oben erwähnte Bericht von Ideologen
geschrieben wäre, wäre es nicht sehr überraschend, denn oft gehen
Revisionismus und der politische Eigennutz einher. Es ist bedauerlich, dass
solch ein angesehenes weltberühmtes Magazin wie „Der Spiegel“ sich dafür
entschieden hat, eine Reihe der Halbwahrheiten zu verewigen, zumal die
Schriften den der Verschwörungstheoretiker ähneln. Selbstverständlich werde
ich mich ausführlich mit den Behauptungen unter dem Punkt (7) meines Briefes
befassen; Lassen Sie mich aber zu erst unter den Punkten (1) – (6) die
Äußerungen des Herrn Schulz unter die Lupe nehmen.
1. Herr Schulz schreibt: „Einige der
griechischen Historiker hatten den Eroberer gelobt. Herodot und Aischylos,
die nach dem Tod des Kyros gelebt hatten, hatten Kyros als einen
barmherzigen Mensch bezeichnet“.
Herrn Schulz ist es vielleicht nicht bekannt, dass nicht nur „einige der
griechischen Historiker“ Kyros gelobt und geehrt hatten. Das ist eine
Tatsache, trotz der bitteren und blutigen Kriege, die zwischen den Griechen
und dem Achämeniden Reich geführt wurden, vor allem im Marathon (490 v. Chr.),
Thermopylen und Salamis (480 v. Chr.). Eine Tatsache ist auch noch, dass die
griechische Bevölkerung des eigentlichen Griechenlands (im europäischen Raum)
sehr hart gegen das Achämeniden Reich gekämpft hatte, um ihre Unabhängigkeit
zu bewahren. Warum sollte ein Volk, das sehr beharrlich gegen die
Achämeniden gekämpft hatte, es nötig haben, den Kyros, den Großen, selektiv
zu beschönigen? Der Grund liegt darin, dass die Griechen, die berühmt für
ihr diszipliniertes, ausgewogenes und logisches Denken waren, nicht alle
Mitglieder und Herrscher der Achämeniden als „Böse“ bezeichnet hatten. Mit
anderen Worten, sie hatten nie zugelassen, dass ihre politischen Tendenzen
und Zugehörigkeiten die Oberhand über ihre Ansichten über „die Anderen“
gewann, auch wenn „diese Anderen“ militärische Gegner waren. Niemand hatte
die antiken Griechen gezwungen Kyros, den Großen, mit schmeichelhaften
Worten zu beschreiben. Die Griechen besitzen das Handbuch Kyropädie (die
Erziehung Kyros) geschrieben durch Xenophon.
The favorable recordings of Cyrus were certainly not a minority opinion in
ancient Greece.
This is corroborated by Xenophon (431-355 BC) in his work, the Cyropedia. .
Das weitaus Interessante daran jedoch ist das Schweigen von Herrn Schulz
über Alexander, den Großen. Alexander eroberte das Achämeniden Reich und war
derjenige, der die Stadt Persepolis in Brand steckte, (aus Rache für Xerxes
Invasion in Griechenland und das Brennen von Athen 480 v. Chr.). Es war
derselbe Alexander, der dem Kyros, den Großen, seinen höchsten Respekt
erwiesen hatte. Alexander zeigte nicht nur seinen tiefen Respekt und
Bewunderung Kyros gegenüber, sondern betrachtete ihn auch als seinen
persönlichen Helden. Es ist ein Fakt, dass Alexander schon immer den Wunsch
hatte, das Grab von Kyros, dem Großen, in Pasargard zu besuchen. Eine
ausgezeichnete Quelle der Geschichte dieser Ereignisse ist Arrianus’s Buch [Arrianus,
Band XXIX(29), 1-11]. In diesem Buch schrieb er über die Aspekte, die
Alexander bewegten, den antiken Iran zu erobern
Als Alexander das Grab von Kyros, den Großen,
erreichte, war er sehr betrübt und bekümmert zu sehen, wie Räuber das Grab
entehrt hatten. Die Überreste von Kyros waren beschädigt, als Diebe
erfolglos versucht hatten, seinen Sarg zu stehlen. Alexander befahl sofort
Kyros’ Sarg zu reparieren und wieder ins Grab zu stellen. Das Grab selbst
wurde auch unter seinem ausdrücklichen Befehl renoviert, und alles wurde
wieder in seine ursprüngliche Form gebracht; danach wurde der Eingang des
Grabs versiegelt. Er veranlasste auch die Grenzposten der Stadt Kurtakh [pers.
Kurtâsh] wiederaufbauen; die Stadt, die ursprünglich von Kyros gegründet
wurde. Das war die Stadt, die die Griechen als Cyropolis (die Stadt von
Kyros) nannten [siehe Quintus Curtius, Band VII, Kapitel 6, Seite 20].
Noch einmal, Herr Schulz kann sicher sein, dass die hellenischen Ansichten
in Bezug auf Kyros noch nie historisch gesehen sich auf „einige Griechen“
beschränkten. Die selektive, wählerische und historische Amnesie des Herrn
Schulz ist das, was man als Rosinenpickerei [pers. Ravesh-e az har chaman
goli] nennt, um eine Reihe von eigenen persönlichen Überzeugungen
darzustellen.
The Tomb of Cyrus the Great at Pasargadae where Alexander paid his respects.
The tomb is a UNESCO World Heritage site.
2. Herr Schulz
schreibt: „Die Bibel nennt ihn als ‚der Gesalbte’, weil er angeblich den
entführten Juden erlaubte nach Israel zurückkehren“.
Was meint eigentlich Herr Schulz mit „angeblich erlaubte er den entführten
Juden die Rückkehr nach Israel“? Will Herr Schulz etwa darauf hindeuten,
dass dieser Teil der Geschichte auch noch eine „Propaganda“ ist? Wäre dies
der Fall, wären dann die Juden gezwungen nach der Ankunft Kyros in Babylon
zu bleiben? Wenn die Juden nie befreit wurden, wie Herr Schulz scheint es zu
behaupten, warum wurde nichts in den hebräischen Quellen gefunden, was im
Widerspruch zu den etablierten biblischen Quellen steht? Wahrlich hatten die
Juden, die die besten und ausgezeichneten Rekordhalter der Antike waren, die
Möglichkeit „alternative“ Geschichten über Kyros zu erfinden und zu
schreiben; vor allem nach dem Sturz des Achämeniden Reiches durch Alexander,
dem Großen. Nirgendwo aber sind derartige Aufzeichnungen aufgetaucht. Die
kreative Schreibkunst von Herrn Schulz ist im Widerspruch zu dem etablierten
akademischen Diskurs über die Geschichte Kyros’ der Große und die Befreiung
der Juden aus ihrer babylonischen Gefangenschaft. Und ich lade die
Mitarbeiter Ihrer Redaktion herzlich ein, den folgenden Link auf der
Enzyklopädie Brittanica über Kyros, der Große, einzustudieren:
Kyros der Große
Von: Richard Nelson Frye
Es gibt unzählige Bücher, die empfohlen werden können, aber das folgende
Buch in deutscher Sprache könnte von besonderem Interesse sein:
Darius und die Perser: Eine Kulturgeschichte der Achämeniden
Von: Professor Walther Hinz
(Holle Verlag, vergangene Kulturen)
Anschließend gibt es eine große Anzahl von Zitierungen in der Bibel in Bezug
auf Kyros. Beispiele, die auf „Koresh“ (Kyros’ Name in der Bibel) hinweisen,
sind:
+ Über die Großzügigkeit von Kyros lesen wir im Alten Testament, wo er als
der Gesalbte Jehovas bezeichnet wird (Siehe Buch Esra Kapitel 1, in dem die
meiste Ehrung der Juden Kyros gegenüber zu bezeugen ist). Kyros wird als
Retter der Juden im 2. Buch Jesaja angesehen.
+ Koresh, wird von Juden als der Messias gefeiert. Jesaja beschreibt Kyros
als „Der von Kores spricht: Mein Hirt, und der all mein Wohlgefallen
vollführt“ (Jesaja, 44,28; 45,1; siehe auch 35, 40-55).
Kyros befahl auch die heiligen hebräischen Gegenstände, die von Nebukadnezar
beschlagnahmt wurden, den Juden zurückzugeben:
Und der König Kores ließ die Geräte des Hauses Jahwes herausbringen, welche
Nebukadnezar aus Jerusalem weggeführt und in das Haus seines Gottes gelegt
hatte. Und Kores, der König von Persien, ließ sie herausbringen unter der
Aufsicht Mithredaths, des Schatzmeisters; und dieser zählte sie dem Sesbazar,
dem Fürsten Judas, dar. (Esra I :7-8)
Kyros erlaubte auch den Juden ihr Tempel in Jerusalem wiederaufzubauen und
unterstützte sie dadurch, in dem er aus der kaiserlichen Schatzkammer die
Kosten des Wiederaufbaus bezahlte:
Und sie gaben den Steinhauern und den Zimmerleuten Geld, und Speise und
Trank und Öl den Zidoniern und den Tyrern, damit sie Zedernholz vom Libanon
nach dem Meere von Japho brächten, gemäß der Vollmacht Kores’, des Königs
von Persien, an sie. (Esra III: 7)
Der Erlass von Darius der Große (549-486 v. Chr.) aus dem Jahr 519-518 v.
Chr. Für den Wiederaufbaue des Tempels in Jerusalem zeigt selbst die
fortdauernde Unterstützung des persischen Imperiums:
Doch im ersten Jahre Kores’, des Königs von Babel, hat der König Kores
Befehl gegeben, dieses Haus Gottes wieder aufzubauen. Und auch die goldenen
und silbernen Geräte des Hauses Gottes, welche Nebukadnezar aus dem Tempel,
der zu Jerusalem war, herausgenommen und in den Tempel zu Babel gebracht
hatte, die hat der König Kores aus dem Tempel zu Babel herausgenommen und
sie einem gegeben, dessen Name Sesbazar war, den er zum Landpfleger
einsetzte. Und er sprach zu ihm: Nimm diese Geräte, ziehe hin, lege sie
nieder in dem Tempel, der zu Jerusalem ist; und das Haus Gottes werde wieder
aufgebaut an seiner früheren Stätte. Da kam dieser Sesbazar und legte den
Grund des Hauses Gottes, das in Jerusalem ist; und von da an bis jetzt wird
daran gebaut, es ist aber noch nicht vollendet. Und nun, wenn es den König
gutdünkt, so werde nachgesucht in dem Schatzhause des Königs, welches dort
zu Babel ist, ob es so sei, dass vom König Kores Befehl gegeben worden ist,
dieses Haus Gottes in Jerusalem zu bauen; und der König sende uns seinen
Willen hierüber zu. (Esra V:13-17)
Darius the Great (549-486 BC). He continued supporting the Jews in
accordance with those polices set be his predecessor, Cyrus the Great.
Darius setzte weiterhin den Prozess fort die
heiligen Gegenstände der Juden, die durch Babylonier beschlagnahmt wurden,
den Juden zurückzubringen:
Im ersten Jahr des Königs Kores gab der König Kores Befehl: Das Haus Gottes
in Jerusalem anlangend: Dieses Haus soll wieder aufgebaut werden als eine
Stätte, wo man Schlachtopfer opfert. Und seine Grundlagen sollen
aufgerichtet werden: seine Höhe sechzig Ellen, seine Breite sechzig Ellen;
drei Lagen von Quadersteinen und eine Lage von neuen Balken. Und die Kosten
sollen aus dem Hause des Königs bestritten werden. Und auch die goldenen und
silbernen Geräte des Hauses Gottes, welche Nebukadnezar aus dem Tempel, der
zu Jerusalem war, herausgenommen und nach Babel gebracht hat, soll man
zurückgeben, dass ein jedes wieder in den Tempel zu Jerusalem komme, an
seinen Ort; und du sollst sie in dem Hause Gottes niederlegen. (Esra VI:3-5)
Artaxerxes I (Altpersisch: Artakhshathra), der im Jahr 464 v. Chr. Die
Herrschaft übernommen hatte, setzte Kyros’ Politik der Bevorzugung der Juden
fort, um den Wiederaufbau des Tempels in Jerusalem zu unterstützen.
Artaxerxes’ Name ist in den heiligen jüdischen Texten von Esra und Nehemia
wegen seiner Unterstützung des Judentums mit Ehrfurcht und Ehre genannt. Die
griechisch-römischen Quellen insbesondere Plutarch nennen Artaxerxes als ein
König mit „einer sanften und edlen Seele“.
Die biblischen Persönlichkeiten wie Esra, Daniel, Esther und Mordecai hatten
alle wichtige Rolle im persischen Hofe gespielt. Juden blieben als sehr
treue Untertanen des persischen Reiches, auch in jenen Zeiten, als Syrien
und Ägypten in Rebellion brachen (Frye, 1984, p.114).
Historisch gesehen hatten die Juden oft auf die Seite des iranischen
Imperiums gegen das romanisch-byzantinischen Reich gekämpft. Mit dem
iranischen Imperium ist das zweite (Parthien 247 v. Chr. – 226 n. Chr.) und
das dritte (Sasaniden 224 – 651 n. Chr.) gemeint, wobei das erste Imperium
die Achämeniden (550 – 333 v. Chr.) waren. Obwohl eine detaillierte Analyse
und Auflistung aller historischen Archive hier unmöglich ist, ist eine Reihe
von Beispielen über die Sympathie der Juden dem iranischen Königreich vor
der Ankunft der islamischen Armee von Arabien zwischen 637 – 651 n. Chr. Von
nutze. Während der Parthien Ära kämpften die Juden zwischen 40 – 39 v. Chr.
Zusammen mit den Kräften von Pacorus gegen die Römer (z. B. Craven, 1920,
Seite 53); auch in der Sasaniden Ära kämpften sie mit Shahrbaraz der General
der iranischen Armee für die Einnahme der Stadt Jerusalem in 614 n. Chr. (Sebeos
115 – 116, 69).
Diese kurze Analyse dient nur dazu, die Bedeutung der Juden in der
Geschichte des Irans seit der Antike zu zeigen. Noch einmal, was meint Herr
Schulz mit diesem Satz: „Kyros hätte angeblich die entführten Juden die
Rückkehr nach Israel erlaubt“?
3. Herr Schulz schreibt: „Moderne Historiker haben solche Berichte
längst als Schmeichelei entlarvt, d. h. ‚schon in der Antike wurde ein
leuchtendes Bild von Kyros abgegeben’“.
Diese Behauptung „moderne Historiker haben solche Berichte längst als
Schmeichelei entlarvt“ ist falsch; es gibt überwiegend eine große
Mehrheit der Gelehrten, die nicht mit den Auffassungen von Herrn Schulz
einverstanden sind.
Die einzige wissenschaftlich gültige Methode der „Entlarvung“
der historischen Berichte ist, unabhängige, zuverlässige
zeitgenössische (oder etwa zu dieser Zeit) Quellen, die das
Gegenteil des historischen Berichtes beweisen. Der kritische Rückgriff auf
Primärquellen und die Archäologie ähnelt der Notwendigkeit der Verwendung
von Kalkül und Physik in der Technik.
Was Schulz mit dem Zitat „modernen Historiker“ meint
(und es scheint, die zentrale Bedeutung in seiner Dissertation zu sein),
sind die sogenannten sekundären Quellen. Es handelt
sich um die Bücher und Artikel, die Historiker (oder Autoren) häufig
schreiben, um einen bestimmten Gesichts- und Standpunkt zu vertreten oder
einen Bericht darüber zu schreiben mit Bezug auf der Grundlage der
Primärquellen.
Ja, die Frage über die Originalquellen ist unbedingt notwendig für
Historiker, aber zur Bekräftigung der Revidierung einer Geschichte (wie
anspruchsvoll Herr Schulz ist) benötigt man für seine Behauptungen solide
und Handfeste Beweise. Sekundäre Quellen können nicht mit keiner
oder nur wenig Unterstützung aus den Primärenquellen als endgültige Quellen
verwendet werden. In diesem Fall wird man sich nur mit
Zitierungen der Meinungen und Spekulationen beschäftigen. Wenn man a) sich
entscheidet zu sehr abweichend von einer Vielzahl übereinstimmenden Quellen
in der Antike sich zu entfernen, b) nicht auf eine konkrete (wie im Nachweis)
Grundlage für seine Ablehnung dieser Quellen eingeht, dann ist es die
Methode des Revisionismus, die sehr gängige Praxis in der ehemaligen
Sowjetunion unter den stalinistischen „Historikern“ war. Mit der Ablehnung
der Primärquellen als bloße „Schmeichelei“ hat Herr
Schulz nach Eigenregie die Notwendigkeit für Historiker alte Sprachen wie
Akkadisch, Aramäisch, Babylonisch, Altpersisch usw. zu lernen diskreditiert,
genauso bei den archäologischen Forschung. Wenn wir uns strikt an die Logik
Herrn Schulz’ halten, dann können wir damit beginnen alle primären Quellen
als „Propaganda“ und „Schmeichelei“
in Frage zu stellen, ohne die Notwendigkeit unsere Behauptungen mit Beweisen
zu begründen. Dem rudimentären System der Sessel-Analysemethoden zu Folge
können wir die ganze Menschheitsgeschichte als nur konstruierte und
verfälsche Geschichte abstempeln und in Frage stellen!
4. Herr Schulz schreibt: „Josef
Wiesehöfer sagt: ‚In Wahrheit war Kyros ein brutaler Herrscher wie viele
andere. Seine Armee plünderte die Wohngebiete der Nachbarländer und ihre
heiligen Stätten, zu dem deportierte seine Armee die städtischen Eliten’“.
Der Professor Wiesehöfer ist sicherlich berechtigt, seine Meinung zu
vertreten. Ein Großteil seiner Forschungen sind auch äußerst wertvolle
Arbeiten. Er sich entschieden zu einem negativen Entschluss und Ergebnis
über Kyros zu erlangen. Jedoch a) Seiner Ansicht teilt die Allgemeinheit
nicht und ist nicht akzeptabel, b) es mangelt ihm an primären Quellen oder
Beweise, um seine Behauptungen gerecht zu werden (wie im Punkt 3). Professor
Wiesehöfer’s Ansichten und Beurteilungen können nicht a) schlüssige und
überzeugende Geschichte, die von Originalquellen nachgewiesen wurden,
widerlegen, b) verwendet werden, um die Mehrheit der Meinungen der Gelehrten
abzulehnen.
Ja, Kyros hatte erobert, Schlachten geführt und Kämpfe für sich entschieden,
also genau wie an absoluter Monarch. Das gleiche gilt für viele große
historische Persönlichkeiten wie David von den Israeliten, Justinian von
Byzanz, Peter der Große von Russland, und eine Vielzahl anderer. Jedoch
scheitert diese Logik der Vermutung (und das ist eine Vermutung und keine
Tatsache), dass, wenn Kyros Schlachten geführt und erobert hatte, müsste er
also ein „Despot gewesen sein, der seine Feinde gefoltert hatte“.
Mit der „Logik“ á la Herrn Schulz können ungerechtfertigte
Schlussfolgerungen resultiert werden. Kann man einen großartigen Anführer
und Staatsmann wie Abraham Lincoln als „Despot“
bezeichnen, nur weil er Kriege geführt hatte? Der Begriff und Ausdruck
(Despot) wurde damals von der Konföderation und ihrer europäischen Anhänger
gegen Lincoln benutzt. Gewiss war der amerikanische Bürgerkrieg eine
menschliche Tragödie jenseits der Worten, aber wie rechtfertigt das die
Neuerfindung Lincolns als „einen Despot“?
President Abraham Lincoln Cyrus the Great
Abraham Lincoln befreite die Schwarzen in Süden
der Vereinigten Staaten von der Sklaverei, genau wie Kyros, der Große, die
Juden aus der babylonischen Gefangenschaft befreite. Beide Ereignisse waren
die Folgen der Kämpfe und Kriege.
Die babylonische Gefangenschaft und die Befreiung der Juden wurden in den
biblischen Quellen dokumentiert. Aber hier entscheidet sich Herr Schulz
sogar die Bibel abzulehnen (wie im Punkt 2). Und das ist der Punkt, an dem
die Logik so verzerrt wird, dass sie nur noch ein unsinniges Resultate ist.
Bei dieser Bestrebung hat Herr Schulz sicherlich sich die Studie der
griechischen Logiker der klassischen Ära zu Nutze gemacht. Dann aber, hat
Herr Schulz sich entschieden, die gesamte griechischen Quellen abzulehnen (wie
im Punkt 1).
5. Herr Schulz schreibt: „Nur der
Schah, der in den 1960er Jahren seine eigenen Probleme hatte, kam auf diese
Idee aus diesem Mann (Kyros) den Urheber der Menschenrechte zu machen“.
Aber die Geschichte kann nicht vom verstorbenen Schah, den Mullahs von heute
oder von Herrn Schulz uminterpretiert werden. Wie bereits in den Punkten 1
und 2 gesagt, wurde Kyros in einer Reihe der antiken Quellen wohlwollend und
positiv erwähnt. Und die Widerlegung dieser Quellen kann die
Verfälschung der Quellen nicht beweisen. Dennoch beschränken
sich die Quellen nicht einfach nur auf griechischen, biblischen, usw.
Quellen.
Es ist interessant, dass Herr Schulz selektiv seine Zitierungen (oder
falsche Zitierungen) aus einem Handvoll Historikern, die anscheinend seine
Ansichten untermauern, aussucht; es gibt aber eine große Zahl anderer
Historiker, die im Widerspruch zu seinen Ansichten sind. Ich schlage der
Redaktion des vornehmen Spiegels auch folgenden Quellen nachzulesen:
Einige Essays über die Persönlichkeit Kyros der Große in den jüdischen und
jüdisch-persischen Schriften
Von Amnon Netzer
Kyros „der Vater Babylons“
Von George G. Cameron
Herr Schulz dementiert immer wieder, dass das Denkbild „Kyros war ein
Beschützer der Menschenrechte“ „ein Schwindel [sei], auf den die
UN reingefallen sei“. Aber dieser „Schwindel“ hatte jedoch
lange, bevor die UN im Jahr 1945 gegründet wurde, seinen Weg so weit
nördlich wie die skandinavischen Länder gefunden. Bitte hier lesen:
Kyros der Große in isländischen Epen: Eine literarische Studie
Von Jakob Jonnson
The Cyrus Cylinder (The British Museum)
6. Herr Schulz schreibt: „Es gibt
nirgendwo auf dem Kyros’ Zylinder Anzeichen über moralische Reformen und
menschliche Gebote. Ein Assyriologe namens Schaudig nennt diesen Zylinder „ein
brillantes Stück Propaganda“.
Es überrascht, dass Herr Schulz solche Erklärungen von sich gibt, ohne den
originalen Zylinder im Britisch Museum gesehen und
konsultiert zu haben.
Erinnern Sie sich, was Herr Schulz in Punkt 4 schreibt:
Seine Armee plünderte die Wohngebiete der
Nachbarländer und ihre heiligen Stätten, zu dem deportierte seine Armee die
städtischen Eliten.
Hier sind einige Auszüge, aus denen Sie (die Redaktion des Spiegels) selbst
beurteilen können:
Ich nahm meine herrschaftliche Residenz im königlichen Palast mitten in
Freude und Glück ein. Marduk, der große Gott führte das Schicksal (šimtu) in
meinem Herzen die Großzügigkeit,
Babylon zu lieben. Und ich ehre ihn und bete zu
ihm jeden Tag.
Meine große Armee marschierte in Frieden in Babylon rein, ich gestattete
niemandem die Menschen von [Sumer]
/ und \ Akkad in Angst und Schrecken zu versetzen.
…entlastete und befreite ich sie von ihrem Frondienst. Marduk, der große
Gott, frohlockte sich über [meine gute] Taten.
Beachten Sie, dass Kyros den großen Gott von Babylon Marduk nannte und nicht
den Gott Ahurâ Mazdâ, die zoroastrische Gottheit des vor-islamischen Irans.
Kyros hatte bereits Babylon erobert und war jemand, der „das Sagen hatte“,
warum sollte er dann auf Marduk ausgerichtet sein? Es hatte sicherlich davon
keine militärischen Vorteile. Was auch immer seine persönlichen Motivationen
waren, Kyros respektierte Marduk, den Gott der Babylonier und
dokumentierte dies in dem Zylinder.
Dem zu Folge wird also gefragt: Was will Herr Schulz durch „keine
Beweise“ andeuten? Gibt es einen anderen Zylinder, der den
historischen Zylinder von Kyros widerlegt und die Behauptungen von Herrn
Schulz untermauert?
Bis hier und so weit, das einzige, was Herr Schulz mit seinem Spiegel
Artikel erreicht hat, ist einfach den Zylinder als eine historische
Fälschung zu verleumden. Wenn die biblischen und griechischen Quellen den
Inhalt des Keilschriftzeichen/des Zylinders bestätigen und miteinander
übereinstimmen, kontert er durch Zitate aus sekundären Quellen, und nennt
den Rest als „Schmeichelei“ und „Propaganda“
Dies ist der klassische Fall der Ablehnung der Beweise, auch wenn sie aus
divergierenden und unabhängigen Quellen stehen. Herrn Schulz’ Denkprozess
entspricht der Denkweise von Flat Earth Society (eine
Organisation, die der Auffassung ist, dass die Erde nicht rund, sondern
flach ist):
http://www.alaska.net/~clund/e_djublonskopf/Flatearthsociety.htm
Beispiele für ihre Überzeugungen auf ihrer Website:
Warum glauben wir nicht, dass die Erde rund ist
Wissenschaftliche Daten und Messungen bestätigen unsere Behauptungen
Vertreiben allen Mythen über „den Beweis“ im Hinblick auf die
Theorie der runden Erde
Die Enthüllung der Verschwörung die Wahrheit vor der Öffentlichkeit
vorzuenthalten
Ähnliche Denkweise wie „Flat Earth“ bringt Herrn Schulz zu
Schlussfolgerungen, die nicht unbedingt gerechtfertigt sind. Wie die
Mitglieder der Flat Earth Society scheint Herr Schulz auch an eine Art der
Verschwörungstheorie in Bezug auf die Geschichte Kyros, des Großen, zu
glauben.
7. Herr Schulz schreibt: „Irans
Mullahs konnten auch nicht vor dem Kyros Kult entfliehen. Mitte Juni hat das
British Museum in London angekündigt, dass es plant, den wertvollen
Orinalzylinder Teheran zu verleihen. Der Zylinder ist das Gebilde des
persischen Nationalstolzes geworden“.
Diese Behauptung ist zugleich simplifizierend und absolut falsch. Es ist
höchst indikativ, dass Herr Schulz entweder verzerrte/verfälschte
Informationen besitzt oder laienhaft keine Ahnung von der Komplexität der „Tatsachen
vor Ort“ im heutigen Iran hat. Erstens gibt es viele „Mullahs“
(aber nicht alle), die gegen das Vermächtnis des Kyros, des Großen, sind und
diese haben seit 1979 immer wieder versucht, die Geschichte des
vor-islamischen Irans (einschließlich Kyros, des Großen) aus dem Bildungs-
und Lehrplänen zu entfernen. Das Hauptaugenmerk dieser Mullahs ist der pan-islamische
Diskurs, der in der Tat gegen das Erbe den alten (vorislamischen) Iran sowie
Indien ist.
Diese auserwählte Gemeinschaft der Mullahs ist inspiriert durch die Lehren
der ursprünglichen Muslimbruderschaft (die Ikhwan al-Muslemeen).
Obwohl eine gründliche und wissenschaftliche Analyse dieser Bruderschaft
nicht hier möglich ist, können wir trotzdem einige Spuren dieser Denkweise,
die im heutigen Iran geprägt ist, die Ideologie der Muslimbruderschaft
nennen. Die Zitate unten von Dreyfuss und LeMarc sind aufschlussreich:
Der Sohn von Schah Wallullah, der Schah Abdel-Aziz hieß [ein großer Urdenker
und Gründer des muslimischen Fundamentalismus] versammelt um sich ein Netz
aus Schülern herum…, er reiste im Jahr 1809 nach Indien. Seine Lehre wurde
in indischen Gebieten, die unter der Kolonialverwaltung der Briten standen,
verbreitet…“pure“ Islamlehre… diese Lehre betrachtete die offensichtlichen
Einflüsse der Außenwelt als teuflisch und Böse und verlangte, alle
Muslime müssen sich vor dem Eindringen der persischen und indischen
Traditionen und Gewohnheiten schützen. (Dreyfuss & LeMarc, 1980, Seite
119)
Herrn Schulz’ Fehler ist die Überlagerung des antiken Irans mit den heutigen
Mullahs, und das ist ein häufiger Fehler, den die westlichen Interpreten und
Autoren derzeitig begehen. Sie sehen den Iran allzu sehr simplifiziert.
Die Geschichte des antiken, vorislamischen Iran wird erheblich von den
Anhängern der Pan-Islamisten, auch innerhalb des Irans missbilligt. Die pan-islamistischen
Ideologen unterstützen energisch die Finanzierung und die Fortsetzung der
Publikationen von Nasser Pourpirar. Er ist der Auffassung, dass die gesamte
Geschichte des antiken Irans einschließlich Kyros, des Großen, „ein
Schwindel“ sei; das Ganze sei „… erfunden von
Zionisten, und den Amerikanern an der Chicagoer Universität“.
Für weitere Informationen lesen Sie bitte hier.
Unten ist die Pourpirars Website in vollem Umfang aus dem Iran und zeigt
seine Ansichten:
http://www.naria.blogfa.com (Persisch)
Man kommt nicht umhin, wie nah der Artikel von Herrn Schulz sich
mit den Verschwörungstheorien von Pourpirar, der ein bösartiger und
gehässiger Antisemit ist, überlappt. Hoffentlich hat Ihre
Publikation das Ausmaß der Peinlichkeit (wenn nicht im Verruf bringend)
erkannt; eine Peinlichkeit, die Herr Schulz für eine Weltklasse Magazin wie
Sie durch Wiederholung von unsinnigen antisemitischen Verschwörungstheorien
gebracht hat.
Vielleicht möchte Herr Schulz von einem meiner kanadischen Freunde, der
während seiner Karriere ein Mitglied der kanadischen Streitkräfte war,
lernen. Als Student der Geschichte weist er auf Folgendes hin:
Ich bin wirklich nicht interessiert, ob der moderne
Iran ein freundliches Land ist oder nicht.
Es hat keinen Einfluss auf das, was vor mehr als 1400 Jahren passierte.
Dies bedeutet, dass, wenn man sich dem Bereich der Geschichte nähert, ist
man verpflichtet, seine zeitgenössische (politische) Neigung auszusetzen.
Gelingt dies nicht, führt es zu politisch-verunreinigten Spekulationen und
Schreiben von Fiktionen. In diesem Bestreben hat Herr Schulz sicherlich
einen neuen Standard für das kreative Schreiben gesetzt. Kreatives Schreiben
ist jedoch nicht der objektiven Geschichtsschreibung gleichbedeutend.
Herr Schulz hat deutlich gemacht, dass er die frühere, iranische Regierung
des Schahs sowie das gegenwärtige theokratische Regime in Teheran nicht mag.
Leider so wie es auch aussieht, zeigt er ein tiefes Gefühl der Antipathie
gegen das Volk im Iran und seine Geschichte. Die Geschichte des Kyros, des
Großen, gehört jedoch nicht nur dem Iran, sondern der gesamten Geschichte
der Menschheit.
Ich möchte diese Erörterung durch ein Zitat des klassisch griechischen
Historikers Thukydides abschließen, der prophetisch bekundete:
Ihr Urteil stützte sich mehr auf dem blinden Willen als auf den
Ruf der Voraussicht; denn es ist eine Gewohnheit der Menschheit die
leichtsinnigen Wünsche anzuvertrauen, und souverän das Argument beiseite zu
schieben, welches sie sich einbilden. (Band IV, Seite 108)
Mit besten Grüßen
Kaveh Farrokh
Quelle:
Save Pasargad / Farrokh
Dr. Kaveh Farrokh (PhD)
Kaveh Farrokh (geboren 24. September 1962,
Athen) ist ein Experte auf dem Gebiet der iranischen Geschichte und
Sprachwissenschaft, vor allem in der vor-islamischen Zeit. Viele
Dokumentationen über die Technologien im antiken Persien im "The History
Channel" gehen auf Dr. Farrokh zurück. Er ist Mitglied der "Persian Gulf
Preservation Society". Kaveh Farrokh lehrt derzeit an der University of
British Columbia und bietet Seminare an der Stanford University's WAIS
(World Association of International Studies) an. Aktuell ist er der Direktor
der Pasargad Denkmalschutz-Stiftung für Archäologie
http://persik-online.de/en/
www.savepasargad.com
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